150 Jahre Kolonie, v.l.: STR Leopold Lindebner, Claudia Schwarz, Robert Weber (Obmann-Stv., MöGen), Patrick Schicht (Bundesdenkmalamt), STR Peter Maschat, GR Martin Czeiner, Vizebgm. Franziska Olischer, Obmann Karl Klugmayer, Vizebgm. Silvia Drechsler, STR Markus Gilly und Andreas Knoll (vorne).
(c)Bernhard Garaus
150 Jahr Kolonie Mödling
Unter dem Motto „150 Jahre Kolonie Mödling“ lud der Verein zur
Erhaltung der Kolonie zum Oktoberfest, um dieses besondere
Jubiläum zu feiern. Der Einladung folgten zahlreiche Ehrengäste.
Karl Klugmayer, Obmann des Vereins zu Erhaltung der Kolonie, betonte: „Wer hätte im Jahr 1873 daran gedacht, dass 150 Jahre später dieses Jubiläum gefeiert werden kann. Wohnen zählt zu den Grundbedürfnissen eines jeden einzelnen Menschen. Daher halte ich es für ein Gebot der Stunde, dass der Jugend, den Familien und auch den älteren Menschen genügen leistbares Wohnen zu Verfügung gestellt wird.“
Wie alles Begann
Die Gründung der Arbeitersiedlung in der heutigen Hartigstraße und der Robert Koch-Gasse durch den Eigentümer der Maschinen-, Lokomotiv & Wagen-Bauanstalt Mödling, Franz Xaver Mannhart, war für die damalige Zeit ein bahnbrechendes Projekt, welches den Wohnverhältnissen der Arbeiterschaft eine neue Qualität verschaffte. Es entstanden mit der Zeit 45 Wohnhäuser mit jeweils vier Wohnungen und kleinen Gärten.
ArbeiterSiedlung: Ein Modell mit Vorbildcharakter
Mit der 1872 errichteten Lokomotivfabrik und den 1873 ersten sechs übergebenen Wohnungen begann auch in Mödling das Industriezeitalter. Kurz danach, im Jahr 1883, wurde die Maschinenfabrik samt den Wohnhäusern von Alfred Fränkel angekauft und durch eine Schuhfabrik ersetzt. In die Häuser zogen Schuster mit ihren Familien ein und verrichteten dort im Dachgeschoß bis 1902 ihr Handwerk. Aus dieser Zeit stammt auch der noch heute oft verwendete Begriff der „Schusterhäusln“.
Nach dem 1. Weltkrieg erwarb die Stadt Mödling von den Erben Alfred Fränkels die Wohnsiedlung und verkaufte diese im Jahr 1920 um 2 Mio. Kronen an die MöGen – Mödlinger Bau- und Wohnungsgenossenschaft. Ab diesem Zeitpunkt begann ein
intensiver Modernisierungsprozess in der Siedlung. In den Dachgeschoßen der Häuser entstanden weitere vier Wohnungen mit eigenem Zugang. Eigene Wasserleitungen und WC-Anlagen folgten im Rahmen dieser Erneuerung.
In den 30er-Jahren errichtete der Orden der Steyler Missionare in der Kolonie eine Holzkirche samt Kindergarten, die vom legendären Pater Kienast bis nach dem 2. Weltkrieg als „Mission“ geleitet wurde.
Der bewegten Erneuerungsgeschichte folgten auch dunkle Momente mit dem Abriss der Wohnhäuser 1–9 in den 60er- und 70er-Jahren durch die Genossenschaft. Neue Wohnhausanlagen mit leistbaren Wohnungen entstanden. Als aber bekannt wurde, dass auch die Häuser 2–12 der Spitzhacke zum Opfer fallen sollten, bildete sich eine Gruppe von engagierten Bewohnern und verhinderte mittels einer großangelegten Unterschriftensammlung den Abriss der historisch bedeutsamen Arbeiterwohnhäuser.
Letztendlich gründeten die engagierten Bewohner im Jahr 1977 den Verein Zur Erhaltung der Kolonie. Dieser Verein engagierte sich mit Unterstützung des damaligen Bürgermeisters Dr. Heinz Horny für die Unterschutzstellung der Siedlung. Die Wohnhäuser der Kolonie wurden in Folge unter Denkmalschutz gestellt.
Umfangreiche Erneuerungen
Diese Maßnahme löste seitens der Stadt Mödling eine umfangreiche Erneuerung der öffentlichen Infrastruktur in der Kolonie aus. Auch die Genossenschaft war nicht untätig. Die Häuser wurden in Absprache mit dem Bundesdenkmalamt unter Einhaltung strenger Auflagen generalsaniert. Das alles wäre in den vergangenen Jahrzehnten nicht leicht möglich gewesen, gäbe es nicht eine freiwillige Kooperation zwischen dem Verein und der MöGen.
„Ich bin sehr stolz, dass diese Zusammenarbeit bis heute anhält und immer wieder Projektvorschläge für Verbesserungen von den ehrenamtlichen Funktionären kommen. Besonders beeindruckt bin ich, dass die Wohnungen – die sich heutzutage durch Zusammenlegung als Viertelhäuser samt Garten präsentieren – leistbar geblieben sind. Das funktionierte nur deshalb, weil die Mieter:innen mit viel Liebe und Engagement bei den Renovierungen mitgeholfen haben. Ich danke allen, die sich in der Vergangenheit mit viel Herzblut für die Erhaltung der Kolonie eingesetzt haben. Gleichzeitig hoffe ich, auch in Zukunft auf Menschen zählen zu können, die sich für die Erhaltung dieser historischen Arbeitersiedlung einsetzen“, so KommR Andreas Holzmann, Obmann der MöGen.